Einer Studie von Ernst & Young zufolge haben in 2019 von 306 börsennotierten Unternehmen 171 Gewinnwarnungen ausgesprochen. Es überrascht dabei kaum, dass insbesondere jene aus der Automobilbranche besonders betroffen waren. Die Nachwirkungen des Dieselskandals und die überaus großen Herausforderungen aus dem Transformationsprozess in eine E-Automobilität fordern nun mal ihren Tribut. Doch diese Gewinnwarnungen fanden schon alle vor den Belastungen der Weltwirtschaft durch die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie statt. Und diese Auswirkungen treten immer deutlicher zutage, was sich in einem deutlichen Rückgang des ZWE-Index manifestiert. Das erste Automobilwerk in Italien unterbrach seine Produktion, weil Zulieferteile aus China fehlen, und der Tech-Gigant Apple strich kurzerhand seine Umsatz- und Gewinnprognose für das erste Quartal, weil Lieferengpässe bei Smartphones nicht ausgeschlossen werden können. Und große internationale Bankengruppen erhöhen ihre Risikovorsorge, da die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen jeden Tag steigt. Die Reflexe an der Börse waren dabei wie immer wohlbekannt – Tech- und Bankenwerte verloren vor dieser Nachrichtenlage überproportional, zyklische Werte setzten ihre Talfahrt fort. Einzig Immobilienwerte stemmten sich gestern gegen den Trend und verzeichneten leichte Kursanstiege. Der deutsche Immobilienaktienindex DIMAX lässt in diesem Jahr mit einem Plus von 9,49 % den DAX (+3,26 %) wieder einmal weit hinter sich. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, inwieweit eine Risikostreuung innerhalb einer Anlagestrategie Sinn macht. Solange das Coronavirus sein Unwesen treibt und die Epidemie sich nicht nachhaltig abschwächt, werden es Aktientitel von international agierenden Unternehmen schwer haben, an den Börsen zu reüssieren. Binnenorientierte Unternehmen hingegen sind derzeit erste Wahl. Insbesondere, solange auch der Konsum in den westlichen Volkswirtschaften auf hohem Niveau bleibt. Das zweite wichtige Prinzip einer erfolgreichen Anlagestrategie ist das antizyklische Vorgehen. Gerade in diesen Zeiten, in denen konjunktursensitive Aktienwerte und international operierende Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, ergeben sich für langfristig ausgerichtete Investoren gute Kaufgelegenheiten.
Schon seit längerer Zeit werden
sogenannte „Value“-Werte empfohlen. Das sind Aktien, deren Börsenkurs
deutlich unter dem „inneren Wert“, also dem Buchwert der Aktie, notiert.
Selbstverständlich ist das Timing ebenfalls ein wichtiger Bestandteil
einer guten Portfolio-Rendite. Denn viele Value-Titel haben eine alte
Börsenregel bestätigt: „Was billig ist, kann noch billiger werden.“ Nun
aber sollte man diesen unterbewerteten Value-Titeln mehr Aufmerksamkeit
schenken. Denn in Zeiten, in denen die Rekord-Indexstände von wenigen
hoch gewerteten Aktienwerten (z. B. Technologie) getragen werden, steigt
die Chance, dass bisher vernachlässigte Werte wieder entdeckt werden
und die zukünftigen Gewinner darstellen. Als Beispiel kann die
Versorgerbranche dienen, die in den letzten Jahren zu den am
schlechtesten performenden Branchen gehörte und nun zu den Gewinnern der
Energiewende gezählt wird. Zwar sind die Akteure an den Börsen bisher
sehr besonnen und sorgten trotz Coronavirus für neue Rekordstände vieler
Aktienindizes. Für weitere Kursavancen sind jedoch eine Beruhigung an
der Coronavirus-Front und ein Ende der Belastungen für die
Weltwirtschaft notwendige Voraussetzung.