Die Bilder hatte man schon gesehen, aber es nicht für möglich gehalten, dass sie auch in Europa Realität werden. In China standen ganze Städte still, das öffentliche Leben wurde gegen null gefahren und die Menschen schotteten sich in ihren vier Wänden ab, um eine Ansteckung mit dem neuartigen Corona-Virus (Covid-19) zu vermeiden. Nun steht Italien still, das sogar als erstes Land seine Flughäfen für Flugzeuge aus China geschlossen hatte. Unglücklicherweise scheint das Virus das Land schon viel früher erreicht und sich unerkannt weit verbreitet zu haben. Die grassierende Epidemie ist in Italien nun außer Kontrolle geraten und nur noch mit drakonischen Maßnahmen einzudämmen. Natürlich kann dies nur in eine Rezession münden, bei der das Land Unterstützung auch von der EU benötigt. Der Crash der letzten Woche und am Montag an den internationalen Aktienmärkten verdeutlicht, dass die Angst vor solchen Szenarien nun auch ganz Europa und die Welt erfasst hat. Der Vorteil hierzulande ist, dass man sehr viel früher reagieren und die Verbreitung des Virus bekämpfen kann. Dennoch wird dies das Land die nächsten Wochen und Monate beschäftigen und die Wirtschaft beeinträchtigen. Vieles kann nachgeholt werden, aber eben nicht alles. Nun scheinen in China, dem Ursprungsland der Epidemie, die Ansteckungsraten abzuebben und zarte Anzeichen von Normalität einzukehren. Unternehmen, die sehr schnell reagiert und ihre Fabriken geschlossen haben, konnten ihre Belegschaften vor der Ansteckung schützen. Nun wird wieder unter Volllast produziert und geliefert werden. Dies gibt Hoffnung, dass auch in Europa auf absehbare Zeit wieder Normalität einkehren wird. Zudem ist damit zu rechnen, dass im Gegensatz zu früheren Zeiten sehr viel schneller Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können. Für die dafür notwendigen Testreihen braucht es heutzutage keine „echten“ Viren im Reagenzglas und in Pipetten mehr, dies wird auf Basis von Gen-Sequenzen mit geballter IT- und Algorithmus-Unterstützung wesentlich effizienter und schneller durchgeprüft. Selten haben so viele Firmen, Genlabors und staatliche Gesundheitsstellen mit Hochdruck an Medikamenten und Impfstoffen gearbeitet.
Nun kommt es darauf an, der leidenden Wirtschaft mit Überbrückungshilfen und Investitions-programmen unter die Arme zu greifen, damit diese drohende Wirtschaftskrise von den Unternehmen verkraftet werden kann und Arbeitsplätze nicht massenweise verloren gehen. Für die Finanzmärkte bedeutet dies, dass die Unsicherheiten zunächst bestehen bleiben. Ob und wann sich nach den crashartigen Zuständen ein Boden herausbildet, muss man abwarten. Die rigorose Vorgehensweise der Behörden ist zu befürworten, die damit verbundenen wirtschaftlichen Nachteile müssen getragen werden. Aber auch wenn das neuartige Corona-Virus etwas gefährlicher als die normalen Influenza-Viren zu sein scheint, wird die Welt davon nicht untergehen. Dies muss sich nur noch bei vielen Aktieninvestoren herumsprechen und in quantitative, algorithmengestützte Handelsprogramme einprogrammiert werden. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, exzessiv spekulative Handelsstrategien, wie z. B. Leerverkäufe von Aktien, endlich einmal zu beschränken, um die immer wieder in unruhigen Börsenphasen auftretenden negativen Verstärkungseffekte zu begrenzen. Es gibt Stimmen, welche die Auswirkungen des Corona-Virus mit der Immobilienkrise vergleichen, die 2007 in den USA begann. Auch damals wurden die Folgen zunächst unterschätzt, insbesondere die „Infektion“ der europäischen und speziell des deutschen Bankensystems durch die fragwürdigen komplexen Hypothekenverbriefungen, die aus den USA „importiert“ wurden. Wir halten diesen Vergleich für falsch, da es sich im Falle der Folgen der Corona-Virus-Epidemie nicht um eine Überschuldungssituation, sondern um eine angstbedingte Verhaltensänderung handelt, die erfahrungsgemäß früher oder später wieder vorübergeht. Man muss den negativen Auswirkungen jedoch schnell und entschlossen entgegentreten, um eine erneute Finanzkrise zu verhindern.