Es ist viel los in dieser Woche. Am wichtigsten scheinen die Maßnahmen der Bundesregierung in Sachen Pandemie-Bekämpfung zu sein, denn die Infektionszahlen und Belegungsquoten von Intensiv-Betten steigen stark. Die Bundeskanzlerin und das Bundeskanzleramt haben offensichtlich keine Lust mehr, sich von den Ministerpräsidenten und -präsidentinnen desavouieren zu lassen und versuchen, eine parteiübergreifende Übereinkunft zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes zu erreichen. Schnell ginge das mit einer Zweidrittel-Mehrheit im Bundestag. Ob dann alle vom Bund getroffenen Maßnahmen zielgenau oder passend sind, muss man abwarten, aber immerhin geschieht überhaupt etwas. Und nicht von Bundesland zu Bundesland Gegensätzliches. Dieses Thema soll diese Woche noch entschieden werden. Es ist immer noch erstaunlich, dass die Finanzmärkte dies so gelassen tolerieren. Der DAX ist in eine relative hohe Bewertungsumlaufbahn eingeschwenkt und hat sich dort über 15.000 Punkten stabil eingerichtet. Nun beginnt die Berichtssaison und wir werden sehen, in wie weit die hohen Aktienkursbewertungen durch entsprechende Unternehmensgewinn unterlegt sind.
Die aktuellen Konjunkturdaten liefern unterschiedliche Signale. Folgt man den Einkaufmanager-Indizes, so befindet sich die Stimmung in der Wirtschaft auf einem Rekordhoch. Für Ernüchterung sorgen allerdings die Daten aus der Industrieproduktion. Sowohl die Industrieproduktionen in Deutschland als auch in Europa haben negativ überrascht. In Deutschland wurde eine für den Februar um +1,5% gestiegene Produktionsleistung erwartet, erzielt wurde ein ernüchterndes Minus von -1,60%. Endlose Lockdown-Verlängerungen und Lieferengpässe bei den unter anderem für die Automobilproduktion dringend benötigten Mikro-Chips sowie die zeitweise Blockade des Suezkanals forderten ihren Tribut. Das deutsche BIP dürfte somit im ersten Quartal um mindestens 2,0% schrumpfen. Allerdings sind die Auftragsbücher in der Produktion gut gefüllt und die hohe Auslandsnachfrage wird für eine wieder steigende Produktion sorgen. Auch die Frequenzmessungen im LKW-Verkehr als Echtzeitindikator zeigen steigende Zahlen. Kräftig gestiegen sind außerdem die europäischen Einzelhandelsumsätze im Februar (+3,0%). Damit liegen sie zwar wie schon im Januar immer noch deutlich unter dem Vorjahr, allerdings hat man mit Schlimmerem gerechnet. Wie es an den Börsen weitergeht, dürfte sich vor allem danach entscheiden, wie schnell es gelingt, die dritte Welle der Corona-Pandemie zu brechen.
Bei der Kür des Kanzlerkandidaten der Union hat der bayerische Ministerpräsident Söder seinen Hut zu spät in den Ring geworfen. Seine Wahl wäre wohl nur möglich, wenn es in der CDU zu einer Palastrevolution kommt. Aber auch hier gilt, egal wer es wird, Hauptsache die Entscheidung ist endlich gefallen. Für die Aktienmärkte dürfte es schon relevant werden, ob sich die Umfragewerte der wirtschaftsfreundlichen Union erholen und sich unter ihrer Führung eine von vielen gewünschte Schwarz-Grüne Koalition um einen wirtschaftsverträglichen Klimaschutz kümmern kann. Ein ausgeprägter Linksrutsch würde das Land dagegen in ein eher wirtschaftsfeindliches und umverteilungsorientiertes Umfeld führen.
Bis zur Bundestagswahl ist jedoch noch viel Zeit und die Koalitionsfrage wird in Kürze in Baden-Württemberg entschieden, wo die oben erwähnte Regierungskoalition, allerdings in umgekehrter Reihenfolge „Grün-Schwarz“ bestätigt werden dürfte. Die Stimmenverteilung spricht auch für diese Koalition und die Absicht des alten und neuen Ministerpräsidenten Kretschmann, das Land nun in eine neue und goldene Zukunft zu führen, sorgt für einigen Optimismus. Der wäre nicht nur auf Bundesebene sondern auch europaweit gut zur gebrauchen. Hier warten immerhin 750 Mrd. Euro des Wiederaufbaufonds auf ihre Verteilung. Aber ausgerechnet Deutschland blockiert dieses Vorhaben, da das Bundesverfassungsgericht noch über die Klage einiger weniger Europa-Kritiker entscheiden muss. Auch wenn dieser Aufbau-Fonds einen Paradigmenwechsel hin zu einer Vergemeinschaftung von europäischen Schulden darstellt, dürfte es keine Alternative dazu geben. Es wäre schön, wenn das Bundesverfassungsgericht so schnell wie möglich in dieser Sache befindet. Eine Entscheidung über diesen Sachverhalt wird europaweit dringend erwartet. Auch wenn die Aktienmärkte die Verzögerungen und daraus resultierende Belastungen ebenso wie viele andere negativen Begleitumstände weitgehend ignorieren, wäre es schön, wenn dieser Optimismus belohnt und nur wenige Investoren zu Gewinnmitnahmen und Verkäufen tendieren würden. Die positive Entwicklung der Aktienkurse würde sich dann bei entsprechend guten Nachrichten zu den Unternehmensgewinnen weiter fortsetzen.