Das sah gestern so schön aus. Der deutsche Leitindex Dax eröffnete im Plus, baute dieses Plus über den Tag hinaus stetig aus und nahm Fahrt in Richtung Rekordstand auf. Dann jedoch brach diese Aufwärtsbewegung unvermittelt ab und mit einer dümpelnden US-Börse wurden diese ganzen schönen Gewinne wieder einkassiert. Bei crashartigen Situationen nennt man derlei Bewegungen „Intraday Reversal“. Meist deuten diese Ereignisse nach mehreren aufeinanderfolgenden Minustagen ein Ende der Crash-Tendenz an, weil sich offensichtlich einige Marktteilnehmer aufgrund attraktiverer Bewertungen wieder in den Markt trauen. Nun steht zu hoffen, dass diese Regemäßigkeit nicht auch im umgekehrten Falle gilt, wenn jetzt nach mehreren aufeinanderfolgenden Plustagen der Aktienindizes wohl der Eindruck entstanden ist, dass die höheren Bewertungen zu Gewinnmitnahmen eingeladen haben. So hat der DAX wieder einmal nicht geschafft, was andere geschafft haben. Die Indizes in der Schweiz (SMI) und den USA (Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100) sowie die beiden wichtigsten Tech-Aktien Apple und Microsoft erreichten Allzeit-Hochs. Wieder einmal beherrschte das Hin und Her im Handelsstreit der USA mit China das Geschehen.
In Deutschland konnte mit dem BIP-Wachstum in Höhe von 0,1 % eine sogenannte „technische Rezession“ (zwei Quartale mit Minus-Wachstum) vermieden werden. Die Rezessionsgefahr ist jedoch noch nicht vorüber, denn solange die Hauptthemen Handelsstreit und Brexit nicht zur Zufriedenheit der Marktteilnehmer gelöst sind, schwebt das Damoklesschwert der Unsicherheit über den internationalen Finanzmärkten.
Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession wird derzeit mit knapp 50 % empfunden. Da sich die Zinsen wohl bis auf Weiteres nahe ihrer historischen Tiefststände bewegen, bleiben Aktien, insbesondere Dividendentitel, auch angesichts höherer Bewertungen jedoch gut unterstützt.