Da haben wir nochmal Glück gehabt – die militärische Konfrontation des Iran mit den USA blieb weitgehend aus. Da nun deutlich wurde, dass diese beiden Parteien sich zwar wahrscheinlich in den Stellvertreter-Scharmützeln weiter auf die Zehen steigen werden, dies aber nicht in einem direkten Krieg auf den jeweiligen Staatsgebieten austragen möchten, kehrte an den Finanzmärkten sogleich Beruhigung ein. Die darauf folgende kleine Jahresanfangsrally ist nun aber ausgelaufen. Nach dem großen Schreckensszenario, welches kurzzeitig über den Gemütern der Marktteilnehmer schwebte, kann man damit jedoch durchaus zufrieden sein. Immer noch freuen sich Investoren über das glänzende Anlagejahr 2019, da genügt es, wenn Kurskorrekturen ausbleiben. Diese drohen derzeit auch nicht, da in einigen Belastungsfeldern des letzten Jahres Entspannung angezeigt ist. Heute wird wohl ein Handelsabkommen der USA mit China unterzeichnet, was zumindest ein Zeichen der Verständigung darstellt. Es handelt sich zwar nur um ein erstes Teilabkommen, welches vor allem gegenseitige Zollreduzierungen und Importerhöhungen von China vorsieht, aber es ist dennoch hilfreich. Just in time erfüllte die US-Administration eine Vorbedingung und strich China von der Liste der Währungsmanipulatoren. In Verbindung mit zunehmender Klarheit im Brexit-Verfahren, bei dem man davon ausgehen kann, dass bis zum Jahresende die wichtigsten Eckpfeiler der zukünftigen Beziehungen Großbritanniens zur EU feststehen, setzt sich langsam vorsichtiger Optimismus hinsichtlich der Wachstumserwartungen in 2020 durch.
Die Aussichten für die Aktienmärkte dürften dabei vor allem von der Zinsentwicklung abhängen. Die Renditen vieler langlaufender Anleihen haben sich in den letzten Monaten deutlich nach oben bewegt. Für Deutschland heißt das jedoch nur, dass die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe von –0,72 % auf –0,20 % „gestiegen“ ist. Im internationalen Kontext war dies auch zu beobachten. Rentierten im August 2019 weltweit noch Anleihen im Volumen von rund 17 Billionen USD im negativen Bereich, so verringerte sich dieses Volumen bis Ende 2019 auf knapp über 12 Billionen USD. Eine Rückkehr des allgemeinen Zinsniveaus in positives Terrain scheint daher möglich. Steigen die Zinsen dann zu stark, kann es zu Belastungen für die Aktienmärkte kommen. Noch ist nicht zu erwarten, dass dies geschieht. Bleiben die Zinsen auf ihrem niedrigen Niveau und kommt es nicht wieder zu größeren geopolitischen Krisen, sollte es den Finanzmärkten gelingen, Ruhe zu bewahren und ihre tendenziell freundliche Fahrt weiter aufzunehmen.