Die Marktmeinung aus Stuttgart

Aktienrally bekommt Fieber

Stuttgart, 29. Januar 2020 - von Michael Beck

Und da ist er wieder: zwar (noch) kein schwarzer, sondern eher ein grauer Schwan. Aus dem Nichts tauchte in China ein neuartiges Virus auf, das als Coronavirus von Mensch zu Mensch übertragbar ist und die Welt in Atem hält. Es stellte sich erst langsam heraus, dass dieses Virus nicht ganz so gefährlich zu sein scheint, wie befürchtet. Zumindest nicht gefährlicher als die „normale“ Influenza-Grippe, die unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit jedes Jahr Tausende von Todesopfern in Deutschland fordert. Nach den Erfahrungen mit dem SARS-Virus in 2003 und der Ebola-Epidemie in Afrika hat die chinesische Regierung zwar nicht sofort, aber doch recht schnell reagiert und mehrere Millionenstädte quasi abgeriegelt. Inwieweit das Virus eingedämmt werden kann, bleibt dahingestellt, aber es wird definitiv Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung haben. Nicht nur die Tourismus-Branche wird empfindliche Einbußen hinnehmen müssen, auch der Konsum dürfte in China und bei Anrainern leiden. Die Aktienmärkte haben bereits mit den ein oder anderen Abschlägen insbesondere in diesen Branchen reagiert, stabilisierten sich jedoch sehr schnell wieder. Nun wird es darauf ankommen, ob die Epidemie eingedämmt werden kann oder ob sie sich unkontrolliert weltweit ausbreitet. Gesundheitsexperten sind besorgt, aber noch zuversichtlich, dass das Problem in den Griff zu bekommen ist. Die Aktienmärkte haben also allenfalls bis dato leichtes Fieber bekommen, aber die Rally tut gut daran, sich etwas zu schonen.

In den USA sorgten gestern positive Wirtschaftsdaten aus dem Häusermarkt und einem steigenden Konsumklima für gute Stimmung. Auch der etwas gesunkene ifo-Geschäftsklimaindex in Deutschland wird am Ende doch noch positiv interpretiert, da sich das in der Rezession befindende verarbeitende Gewerbe wohl auf dem Weg der Gesundung befindet. Zumindest die Talsohle scheint in der Industrie durchschritten zu sein. Nun kommt es darauf an, wie lange die Inkubationszeit der Aktienmärkte sein wird bzw. ab wann die Wirtschaftsdaten von den aktuellen Geschehnissen infiziert werden. Die SARS-Epidemie in 2003 dauerte rund 3 Monate, BIP und Aktienkurse litten damals auch, aber schon am Jahresende 2003 waren die Aktienmärkte wieder in die Pluszone zurückgekehrt. Es steht zu hoffen, dass diese Corona-Epidemie schnell ausläuft, damit sich die Sorgen der Marktteilnehmer wieder auf die gewohnten Themen Handelskrieg und Brexit konzentrieren können. An diese haben sich die Investoren nämlich schon gewöhnt.

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