Die Marktmeinung aus Stuttgart

Durchhaltevermögen notwendig

Stuttgart, 08. April 2020 - von Michael Beck

Die Panikphase an den Weltbörsen scheint zunächst überwunden. Die Ankündigung des österreichischen Kanzlers Kurz, demnächst mit einer kontrollierten, mit Auflagen versehenen schrittweisen Lockerung des „Shutdowns“ zu beginnen, hat für große Erleichterung an den Finanzmärkten gesorgt. Das große Unbehagen ob die mittel- bzw. langfristigen Folgen dieser noch nie dagewesenen Stilllegung von Teilen einer Volkswirtschaft wie in Deutschland, Europa und vielen Regionen der Welt bleibt jedoch bestehen. Nach den beispiellosen Unterstützungsprogrammen der Regierungen im Gleichschritt mit den Zentralbanken wächst nun die Hoffnung, dass die Wirtschaft wieder kontrolliert hochgefahren werden kann. Hilfreich wären hier sicherlich Fortschritte in der Medikamenten-Prüfung, um die schweren Fälle der Covid-19-Infektion weitgehend behandelbar zu machen. Hier gibt es verschiedene positive Meldungen, die, falls sie wirklich erfolgreich wären, die Angst vor dieser grassierenden Pandemie etwas lindern könnten. Das schrittweise Wiederanfahren der geschlossenen Wirtschaftsbereiche würde mit dieser Unterstützung wesentlich leichter fallen, denn ein wirksamer Impfstoff dürfte erst zum Herbst oder Jahresende verfügbar sein. Um dieses Ziel zu erreichen, ist allerdings viel Durchhaltevermögen gefragt. Einerseits von der Bevölkerung, die die Kontaktsperren unbedingt einhalten muss, andererseits von den vielen Unternehmen und Selbständigen, Gastronomen, Kulturschaffenden oder Landwirten, die derzeit am unmittelbarsten von dieser Katastrophe betroffen sind. An den Finanzmärkten wird derzeit schon der Umstand eingepreist, dass eine eher zeitnähere Öffnung der stillgelegten Wirtschaftsbereiche erfolgt. Dies wird jedoch nur möglich sein, wenn die Ansteckungsraten deutlich sinken und ausreichende Möglichkeiten bestehen, Tests für infizierte oder auch Antikörper-Tests für immune Personen durchzuführen. Die Beispiele in China und einigen südostasiatischen Ländern geben Hoffnung, dass mit rigiden Maßnahmen auch diese Pandemie beherrschbar wird. Dazu gehören aber auch Überwachungsmaßnahmen, wie Smartphone-Apps, die es ermöglichen, Infizierte zu überwachen.

Das Allgemeinwohl rechtfertigt diesen Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte. Selbstverständlich dürfen diese nach der überstandenen Krise jedoch nicht weiter eingeschränkt bleiben, aber bis dahin gilt es, das Virus einzudämmen. Das Gesundheitssystem muss funktionsfähig bleiben. Dafür bedarf es neben der Vermeidung der Überlastung durch exponentielle Fallzahlen aber auch einer funktionierenden Wirtschaft, die das System am Leben erhält. In den nächsten Wochen müssen also Abwägungen hinsichtlich des Schutzes der Gesundheit und des Lebens gegen die schrittweise Öffnung des wirtschaftlichen Geschehens getroffen werden. Für die Finanzmärkte kann keine Entwarnung gegeben werden. Die massive Unsicherheit wird den Marktteilnehmern bis auf weiteres erhalten bleiben.

Hinweise:

Die vorliegenden Informationen sind keine Finanzanalyse im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes und genügen nicht allen gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen und unterliegen nicht einem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen.