Die Marktmeinung aus Stuttgart

Im Wein liegt Wahrheit

Stuttgart, 07. September 2021 - von Michael Beck

Viele Wochen haben sich Volkswirte, Analysten und Marktakteure gefragt, ob mit den inzwischen deutlich höheren Inflationsraten dauerhaft gerechnet werden muss oder ob sie nur vorübergehender Natur sind. Nun hat die Inflation die letzte geschützte und für Baden-Württemberger essentielle Nische erreicht: den Wein. Die Genossenschaftskellerei Heilbronn (WG) hat angekündigt, aufgrund der allgemeinen Teuerung ihre Preise für ein Fläschchen Wein um 2% bis 5%, also etwa 30 Cent teurer zu machen. Nun ja, auch hier handelt es sich erst einmal um einen einmaligen Effekt - das abendliche Viertele bleibt weiterhin bezahlbar, solange dies nicht jedes Jahr geschieht. Dieses nicht ganz ernstgemeinte Beispiel verdeutlicht jedoch die Gefahr, die derzeit in Verbindung mit der Inflation lauert. Denn es sind nicht nur die Basiseffekte aus Energie- und Rohstoffpreisen, die für die hohen Inflationsraten der letzten Monate verantwortlich sind. Höhere Preise haben sich in nahezu allen Lebenslagen breit gemacht. Sei es bei Gebrauchtwagen, Restaurantpreisen oder eben auch bei den Lebensmittelpreisen. Nun kommen noch die erwarteten Zweitrundeneffekte hinzu. Lohnpreisforderungen bis zu 5% lassen Arbeitskämpfe, wie wir sie aktuell bei der Deutschen erleben, zukünftig auch in anderen Branchen wahrscheinlicher werden. Die Inflationsraten dürften vor diesem Hintergrund bis zum Jahresende noch weiter ansteigen.

Eine mögliche Abschwächung des allgemeinen, weltweiten Wirtschaftswachstums spricht jedoch gegen eine über Jahre andauernde, hohe Inflationsrate. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten in den USA waren enttäuschend schwach und der Dienstleistungssektor in China erschreckte manche Analysten mit einem knapp über 46 Punkten liegenden Wert, der deutlich unter der Wachstumsgrenze von 50 Punkten liegt. Auch für Deutschland signalisieren die beiden Frühindikatoren, der Ifo-Geschäftsklimaindex und der ZEW-Index einen deutlichen Rückgang der Konjunkturerwartungen. Positiv daran ist, dass die Zentralbanken etwas vom Druck entlastet werden, ihre expansive Geldpolitik zu schnell und zu stark zurückfahren zu müssen. Damit sucht auch in den kommenden Monaten weiterhin sehr viel Liquidität auf den Kapitalmärkten nach Anlagemöglichkeiten. Für langfristig ausgerichtete Investoren sind dabei Aktien die erste Wahl. Und Blue-Chip-Käufer haben in Deutschland jetzt noch etwas mehr Auswahl: der deutsche Leitindex DAX wird gerade reformiert und in diesem Zusammenhang um 10 Titel auf dann 40 Aktienwerte erweitert. Die 10 Neuen entstammen dem MDAX, der sich in den letzten Jahren deutlich besser als der DAX entwickelt hat. Es ist zu wünschen, dass die Neuzugänge nun auch dem DAX weitere Flügel verleihen.

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